Tag der Hochschulmedizin: Deutsche Hochschulmedizin betont Dringlichkeit und Notwendigkeit einer konsequent umgesetzten Krankenhausreform mit Versorgungsstufen und Koordinierungsrolle

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Zum dritten Mal veranstaltete die Deutsche Hochschulmedizin (DHM) den „Tag der Hochschulmedizin“ in Berlin mit Gästen aus Gesundheitswesen, Wissenschaft und Politik. Diskutiert wurde über das Gelingen der Krankenhausreform, die Auswirkungen der Entlastungstarifverträge auf die Universitätsklinika und zum aktuellen Stand des Netzwerks Universitätsmedizin. Zudem wurde der Preis der Deutschen Hochschulmedizin 2023 verliehen.
Zu Beginn der Veranstaltung hob Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach die herausragende Bedeutung der Universitätsmedizin hervor: „Der Universitätsmedizin kommt in der stationären Versorgung eine zentrale Rolle zu. Mit der Krankenhausreform belohnen wir Qualität. Nicht ökonomischer Zwang, sondern medizinische Notwendigkeit soll über Art und Ort der Behandlung entscheiden.“ Was die Universitätsklinika leisten, gehe über die Verbindung von Versorgung, Forschung und Lehre hinaus. Bundesgesundheitsminister Lauterbach erteilte dem „deutschen Weg“, immer mehr Geld ins System zu geben und keine Strukturveränderungen voranzubringen, eine klare Absage. Die Stimme der Hochschulmedizin sei ausgesprochen wichtig, um die dringend benötigten Modernisierungen und Veränderungen zu befördern. Er dankte der Hochschulmedizin für die kritische und konstruktive Position für eine echte Strukturreform.

Zudem sei es wichtig auch das Medizinforschungsgesetz, das die Bedingungen für klinische Studien durch eine One-Stop-Strategie mit Bündelung aller Genehmigungen an einem Ort verbessern und durch Mustervertragsklauseln beschleunigen wird, schnell auf den Weg zu bringen. Elementar für den Wissenschaftsstandort Deutschland sei es, Studien schnell und verlässlich in die Zulassung zu bringen. Die Universitätsmedizin sei auch hier ein wichtiger Partner.

Das Gelingen der Krankenhausreform und die Rolle der Universitätsklinika waren anschließend Themen der Diskussionsrunde von Vertreterinnen und Vertretern von Krankenkassen, Krankenhäusern und Politik. Die Diskussion machte deutlich, dass sich alle angesichts der Finanzlage der Kliniken über den dringenden Umsetzungsbedarf der Reform einig sind – die Wege dorthin und die Mittel, die zur Erreichung struktureller Veränderungen eingesetzt werden sollten, wurden aber kontrovers diskutiert. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) machte deutlich, dass Universitätsklinika mit ihrer Leistungsfähigkeit in Versorgung, Forschung und Lehre dem gesamten System als Problemlöser dienen können: „Die Koordinierungsrolle wird von enormer Bedeutung in der anstehenden Krankenhausreform sein, weil dadurch jeder Player im System in seiner Rolle gestärkt und die Versorgungslandschaft für Patientinnen und Patienten insgesamt verbessert und transparenter wird. Diese Rollenaufteilungen in der Krankenhausplanung zu verankern und in die Strukturen umzusetzen, ist eine Mammutaufgabe, an der alle konstruktiv mitwirken müssen. Das ist angesichts des demographischen Wandels dringend geboten und für die Stabilität der Versorgung elementar.“

Die zweite Diskussionsrunde ging der Frage nach, ob die Entlastungstarifverträge Fluch oder Segen für die Uniklinika sind. In seiner Keynote zum Thema reflektierte Prof. Dr. Gregor Thüsing, Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Recht der sozialen Sicherheit der Universität Bonn, über das Gemeinwohl als denkbare Schranke entsprechender Tarifabschlüsse. Zudem wurde darüber diskutiert, ob die Entlastungstarifverträge die Patientenversorgung verbessern und welche Herausforderungen sie für die Universitätsklinika bedeuten.

Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin für herausragende Teamleistungen in der universitätsmedizinischen Forschung wurde verliehen an ein Forschungsteam für die Heilung des „Düsseldorfer Patienten“. Durch eine herausragende Kooperationsleistung ist es einem interdisziplinären Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelungen, einen Patienten mithilfe einer Stammzelltransplantation nicht nur von Leukämie, sondern gleichzeitig von HIV zu heilen. Das diesjährige Preisträgerteam setzt sich aus Forschenden unterschiedlicher Spezialisierungen der Hochschulmedizin-Standorte Düsseldorf, Erlangen, Hamburg und Köln zusammen, die für das Projekt auch über Deutschlands Grenzen hinaus, mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kooperierten. Insgesamt waren 18 Einrichtungen aus sechs Ländern beteiligt. Überzeugt haben die Jury an der Arbeit, die im renommierten Nature Medicine Fachjournal publiziert wurde, gleich mehrere Aspekte. „Der Erfolg konnte nur durch das große Engagement exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und der sichtbaren Einbeziehung eines Patienten als Forschungspartner realisiert werden, die mit herausragender Kommunikationsfähigkeit und Koordination standort- und länderübergreifend sowie interdisziplinär über einen langen Zeitraum zusammenarbeiteten. Wir sehen hier ein schönes Beispiel für den Erfolg, den die Vernetzung universitätsmedizinischen Arbeitens, fachlich und über Institutionen hinweg, hervorbringt“, so Prof. Dr. Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT).

Der mit 25.000 Euro dotierte Preis dient der Stärkung der Forschung in der Universitätsmedizin am Wissenschaftsstandort Deutschland. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Universitätsmedizin, der Patienteninteressen, der Industrie sowie von Institutionen aus dem universitären Forschungsumfeld. Weitere Informationen zum Preis sind zu finden unter: https://medizinische-fakultaeten.de/angebote/preis-deutsche-hochschulmedizin/.

Im letzten Themenblock der Veranstaltung ging es um den Status quo und die nächsten Schritte zur möglichen Institutionalisierung des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM). Das Netzwerk hat die Zusammenarbeit der deutschen Universitätsmedizin innerhalb kurzer Zeit maßgeblich verändert, berichtet Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender Charité. Es hat mit seinen auf bundesweite Kooperation ausgelegten Strukturen nachhaltige Forschungsinfrastrukturen etabliert, die zur Pandemic Preparedness beitragen und nun auch für Krankheitsbilder oder Forschungsfragestellungen jenseits von COVID-19 genutzt werden. Diese geschaffenen Plattformen sollen dauerhaft betrieben und kontinuierlich weiterentwickelt werden, um die entstandene Vernetzung der gesamten deutschen Universitätsmedizin zu erhalten und Deutschland als Forschungsstandort bspw. im Feld der klinischen Studien zu stärken. Daher hat das Bundeministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Verstetigung des Netzwerks in Aussicht gestellt.
Im Resümee der Veranstaltung machten Prof. Frosch und Prof. Scholz deutlich, dass die Hochschulmedizin bereit ist, trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihren Beitrag für ein zukunftsfestes Gesundheitssystem zu leisten. Sie betonten, dass angesichts des demographischen Wandels und wirtschaftlicher Herausforderungen strukturelle Veränderungen und mehr Zusammenarbeit in Netzwerken erforderlich sind.